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Das Rauschen des Schilfs

Um unseren kleinen See haben wir schönes mans/frauenhohes (ho-ho hier wird ordentlich gegendert, jawohl!!) Schilf. Das Schilf tanzt graziös wie eine junge Tänzerin (hier lasse ich das Gendern weg.. sorry) , dazu rauscht die kleine Fontäne (worüber wohl mehrere sich so beklagen, dass die Fontänke tagsüber manchmal abgestellt wird und ich dachte, wir Ollen hören so schlecht aber nix da!). Das hier ist mein Glück, ich lege mich auf meinen schönen Balkon, lausche die Geräusche (mit Hörgeräten) und träume mich ganz weit weg nach meinem Lieblingsinsel, Fårö. Ist das ein Glück, so wie hier leben zu dürfen, in dieser Großstadt.. Ich bin dankbar..

Unter dem Regenbogen

Was sagt man über den Regenbogen? Soll nicht da wo der Bogen runterkommt ein Schatz versteckt liegen (den hätte ich gerne, dann müsste ich mir keine Gedanken darüber machen, ob ich das hier wirtschaftlich hinkriege oder nicht) aber vielleicht ist unser Altersheim einfach der Schatz. Naja, dass wir Alten Schätze sein sollten, das kommt wohl nicht mehr so gut an, wir kosten nur viel Geld und sind völlig unnütz – aber nee, in echt, wir haben ja ein Leben lang dafür eingezahlt – also bitte um etwas Geduld bei der Supermarktkasse, wenn wir Alten dort stehen und ewig mit dem Kleingeld rumfummeln.. Wartet nur ab..

Sein oder nicht sein..

Heute traf ich endlich die Nachbarin, die ich ansonsten rückwärts sitzend mit Karacho in den Speisesaal schiebe. Das heisst, s i e sitz rückwärts, nicht ich.. Wir düsen an der Rollatorkaravane vorbei und heute gab es ja auch das Salatsbuffet och da ist der Run größer als sonst aber die anderen weichen respektvoll zur Seite wenn wir vorbeidüsen, um auch hier den pole position einzunehmen. Wir sind die Sieger!! Ich habe sie gefragt, ob es ihr gut ginge und ja, das tat es. Gott sei Dank! Es ist nicht so selbstverständlich, dass man sich hier immer wiedersieht. Der Krankenwagen hält öfters vor der Tür und ich nehme an dass das schwarze Auto, das die Särge holt, rücksichtsvoll in die Garage fährt. Wir wollen es ja nicht so genau wissen obwohl wir alles wissen, dass wir auch mal dran sind aus der Garage verfrachtet zu werden.

Ich hätte ja nie gedacht, dass man sich an das Wohnen hier gewöhnen könnte. Ich komme aus einem jungen, lebhaften, Kiez und nur mit „alten Leuten“ umzugehen? Mann och Mann, ich werde ja selbst demnächst 80.. also wer bin ich zu lästern.. Ich habe hier viele Menschen kennen gelernt, die klug, erfahren, witzig sind und mit denen man sich wunderbar unterhalten kann. Klar, es gibt auch die „Griesgramen“ die nie grüssen, lächeln oder was sagen, wenn ich an ihnen vorbeidüse (soweit ich das kann, aber im Vergleich bin ich schon schneller..). Was es alles für Schicksale gibt! Und dazu kommt das Personal, das ausgesprochen höflich und zuvorkommend ist, so dass sogar kleine ich aus dem Kiez Gesundbrunnen mich wie im Luxusland fühle..

I

Worst case

Heute morgen ist mir das nun endlich passiert, wovor ich ich seit meinem Umzug am 27.3.2023 Angst hatte – ich habe eine GANZE Tasse Kaffe ausgekippt. Erst lief der Kaffe auf dem Tisch, dann wollte er unbedingt unterhalb der grossen Glasplatte, die ich darauf gelegt habe, weil der Tisch antik ist und weil wenigstens der Tisch mich überleben sollte. Dann floss der Kaffe wie die Niagarafalls – na wohin schon? Auf den fast WEISSEN Teppichboden! Über das Verlegen von weissen Teppichböden in Altersheimen, in denen wir mit zitternden Händen Flüssigkeiten transportieren, können wir ja mal auch diskutieren. Bis jetzt bin ich mit fester Hand durch das Zimmer geschritten, Höllenangst dass der Rotwein überschwappt. . Auch ein Grund um damit aufzuhören.. ist eh ungesund.. Das habe ich nun davon.. Vom Hausmeister Tip dass ich mit Pril rubbeln soll, von anderen dass ich mit Blubberwasser das tun soll. Jetzt ist alles noch nass und zittere davor, wie es aussieht, wenn es trocken ist.

Meine lieben Töchter, meine Erben, diejenigen die nach mir hier aufforsten müssen – ES TUT MIR SEHR LEID!! Aber wieviel Karottensaft und Karottenbrei habe ich nicht früher versucht, aus dem Teppichboden zu rubbeln (ja damals hatte man Teppichboden.. dachte dass sowas ausgestorben ist, aber nee..)

Es riecht ein bisschen nach Spätsommer..

Also ich bin der Meinung dass es heute schwerst nach Spätsommer draussen riecht und das finde ich nun mal gar nicht gut. Sommer, singst Du schon den letzten Vers? Verdammt, ich habe den Sommer noch nicht so richtig wahr genommen, obwohl ich unter der Hitze genug gestöhnt habe, aber nun, so pang-bom, mir nix, dir nix?? Ich habe heute einen richtig produktiven Tag gehabt, bin wie ein geölter Blitz (naja, ein bisschen geölt und noch weniger Blitz) den Waschkeller hoch und runter gelaufen und habe (unsozial wie ich nun mal bin..) alle Maschinen in Beschlag genommen. Wir haben auch (Luxus!) Trockner und die Handtücher werden so soft und weich und ich denke an meine alte Wohnung – dort gab es keinen Trockner und die Handtücher waren Superersatz für Hard-Core-Peeling und nun ist Peeling also finito. Ich habe auch die Ablage gemacht und wenig macht mich glücklicher als wenn ich sehe, dass der Korb leer ist – um bald wieder zu einer gefährlichen Höhe zu wachsen. Also auf in die nächste Woche – habe eine lange to-do-Liste damit ich nicht depri herumirre und nach Spätsommer schnuppere..