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Nein, es ist nichts aufregend Neues passiert. Nee sitze und warte auf ein Enkelkind, das mir versprochen hat, mir beim Zusammenbau eines Schreibtisches zu helfen. Dieser Tisch besteht sicherlich aus mindestes 500 Teilen wenn nicht 5 000 (ok, übertreibe manchmal etwas..) Ich habe versuch schon vorzuarbeiten und dort zu schrauben wo ich ziemlich sicher bin, dass geschraubt werden soll und hoffe dass ich nicht alles zerstört habe. Und ich kann es nicht fassen, mein kleines süsses Enkelkind, inzwischen fast 2 m gross aber immer noch zuckersüss, hat versprochen mir zu helfen. Er meinte dass jetzt wo er Abi gemacht hat, hat er Zeit, bevor die Studien losgehen und die gerührte Grossmutter hat natürlich SOFORT den Schatz eingefangen und nun werden wir es ja sehen. Nein es ist nicht von Ikea aber das hilft leider nicht, eine unendliche Menge an Brettern, Schrauben, Holzdübeln.. Ob dat man jut jeht.. Habe absolut NULL Geduld mit sowas, will es JETZT UND SOFORT haben..

Und warum das Ganze? Mein wunderbarer alter Biedermeiersekretär wurde Zielscheibe von Holzwürmern und alles half nicht – so ein schön altes Holz ist ja was leckeres – sondern die Stadtreinigung kam mit ihrem grossen orangefarbenen Laster und zermalmte in einigen Sekunden dieses wunderbare Stück. Das tat weh.. Sehr weh.. Meine einzige Hoffnung war, dass die Holzwürmer vielleicht auch alle zermalmt wurden – das haben sie nun davon.

Warum oben der Text so gross geschrieben, dann etwas kleiner und jetzt so mittemang wird weiss ich nicht, kriege ich auch nicht weg, auch habe hierfür genau so wenig Geduld wie für die tausend Bretter und Schrauben und sonstige seltsame Teile aus denen später der Schreibtisch entstehen soll.

Habe heute zu einer anderen Zeit Mittag gegessen und sass mit zwei mir unbekannten Frauen zusammen. Die eine hatte wohl die Hörgeräte vertgessen, ich musste so laut schreien dass der ganze Speisesaal sich umdreht, die andere hatte scheinbar einen inneren stillen philosophischen Diskurs mit sich selbst bis sie ihr Glas umkippte und sagte dass es die andere war. Die andere Frau reagierte entsprechend und ich hoffe die beiden Damen haben nicht nachher duelliert. Ich wurde von einem Kicheranfall heimgesucht und dachte, dass die Welt doch ganz schön irre ist – aber auch lustig.

Home sweet Altersheim..

Wenn Du mich vor 2 Jahren gefragt hättest, ob sowas wie ein „Heimatgefühl“ in meinem Altersheim entstehen kann, hätte ich dies energisch verneint aber irgendwie scheine ich doch infiltriert geworden zu sein. Ich hatte die Aufgabe, umwillkommene Gäste bei einem Enkelkind, das 2 Wochen alleine wohnte, zu verjagen. Das Haus ist mit Baugerüsten eingerüstet und halb oder ganz betrunkene Knaben (Gendern oder nicht Gendern, es sind doch meistens die Knaben, die so kletterwütig sind), die gerne dort hochklettern, um die Leute, die dort wohnen zu Tode zu erschrecken, weil sie denken sie seien unbeobachtet und plötlisch stehen da grölende Knaben auf der Terrasse. Ausserdem haben sie die ganze Terrassenwand mit Graffiti versehen, aber leider keine Kunst findet eine alte Grossmutter. Es war eine entzückende Zeit, Wir kamen gut mit einander klar aber ach, ich hatte vergessen wie energisch die jungen Menschen argumentieren können. Ich glaube, sie sieht ihre Grossmutter jetzt mit kritischeren Augen – ich glaube ich muss an dem Projekt etwas arbeiten.. Das einzige Problem, das ICH hatte, war dass sie im Altbau in der 5. Etage ohne Fahrstuhl wohnen und eine alte Grossmutter kann sehr viel stöhnen und schnappatmen ehe sie da oben ist und die Sauerstofftuben gereicht bekommt. An einem Tag wollte ich etwas erledigen und ging runter – nach unten ging es flott – und stelle unten fest DASS ETWAS FEHLT – MEIN TELEFON!! Also umdrehen, wieder 5 Etagen. Jetzt ist das entzückende Wesen mit ihren Eltern vereint und die Grossmutter ist in ihrem Altersheim zurück und entdeckt, dass es doch nicht so übel ist und dass es ganz schön ist im eigenen Bett zu schlafen und so viel lüften zu können wie ICH es möchte – wir hatten da ganz klar unterschiedliche Vorgaben.

Wenn einem die Würde so langsam verloren geht

Es ist nach einem langen und sehr selbständigen Leben sehr, sehr schwer zu akzeptieren, dass man die Würde so langsam verliert. Und doch weiss jedes Kind dass es so kommen muss, wenn man alt wird, aber wenn man doch betroffen ist, ist es verdammt schwer – was?? bin ich etwa schon so alt?? Letztens bin ich aus meinem Bett gekullert, es ist ja ein Boxspring Bett (Frau geht mit der Zeit) und entsprechend hoch. Dachte mir, dass das praktischer sei als die kaum bodenbedeckenden Betten, die wir als junge Menschen hatten. Nun, Frau fällt runter, nix passiert, bin ja gut gepolstert (leider) und da lag ich wie der Käfer auf dem Rücken und verrsuchte nun in mein Bett wieder zu gelangen. Da ich auf der einen Seite eine Knieprothese habe ist es extrem unangenehm darauf abzuschützten – oder meine Fantasie sagt no go dazu – und so hatte ich einen langen Kampf ehe ich wieder da oben lag und am Ende doch lachen musste, weil alles so irreal ist. Vom Boden aufstehen? Kann doch jeder – ja leider nicht jede.l

Weitere verlorene Würde ist, dass ich immer oft und schnell auf die Toilette gehen muss, PANIK! Das ist die Oberentwürdigung, dass man das nicht schaffen würde und ich vermute, dass ich damit nicht so ganz alleine bin aber da das so oberschamhaft ist, spricht man nicht darüber, sondern schweigt und leidet. Der Tropfen unter der Nase gehört auch in diese Kategorie hinein. Warum um Himmels Willen hängt da gerne einen Tropfen immer und sieht allgemein ekelig aus und kein Mensch sagt – aus Rücksichtnahme? – was, sondern der Tropfen baumelt da so gemütlich vor sich hin.

Ja das sind nur einige Sätze zu der verlorenen Würde der alten Menschen und irgendwie finde ich langsam alles nicht mehr so lustig und denke oft daran, wie es weitergehen mag.. Ich bin unendllich dankbar dafür, dass wir jetzt per Gesetz über unser Ende selbst entscheiden können und dürfen.

Wieder dahoam..

Ich hatte „Ausgang“ vom Altersheim. Hatte fast vergessen wie das so ist da draussen in real life aber es war einfach herrlich. Ich habe aller liebste Menschen in der Provence besucht und das war einfach wunderschön. Die Provence an sich ist ja ansonsten ein Erlebnis aber dann zusammen sein mit den aller Liebsten, noch herrlicher. Morgens Frühstück und abends ein Glas Rosé auf der Terrasse unter der rieisig grossen Platane, die Überlebensschatten spendet. Okey mein Balkon ist auch schön aber kann leider da nicht mithalten.

Wir sind nach Cassis an die Küste gefahren und der Blick über das Meer heilt manche Wunde. Ist das Meer die Grenze oder die Verbindung.. Zu meiner Schande muss ich sagen, dass ich nicht reingegangen bin, bin eine Memme und unter 28 Grad läuft bei mir nix. Wir hatten ein Zimmer direkt am Meer und ich freute mich schon bei dem Gedanken, zu Wellenschlagen einschlafen zu dürfen, hatte aber vergessen, dass ohne Hörgerät sowas nicht zu hören ist, also kein Wellenschlagen..

Ach ja..Ich hatte die Franzosen als nicht durchschnittlich allzu freundliche Menschen in Erinnerung aber das ist ja wohl eher Paris. Hier waren sie sehr, sehr freundlich und immer Bonjour Madam etc, hört sich schon so freundlich an. Warum gibt es in der deutschen Sprache nichts ähnliches? Okey es gibt gnädige Frau, das sagt aber kein Mensch- und beim Mann ist dann auch schon Halt. Ich schmelze dahin wenn man zu mir Bonjour Madam sagt und werde lammfromm – was ich vielleicht sonst nicht bin aber wenn ich das Meer sehe, höre und rieche, bin ich sowieso lammfromm. Vielleicht sollte ich an der Küste leben.. aber das bleibt wohl Fantasie, jetzt bin ich dahoam im Altersheim…

Muttertag

Heute ist Muttertag und das Cafe wird sich mit – mehr oder wenig liebenden – Angehörigen füllen – proppefüllen denn wenn die alte Mutti sonst nicht so häufig besucht wird, HEUTE muss es sein! Ich hätte es eigentlich auch gerne aber die eine ist krank, die andere in Frankreich und ich habe selber Schuld. Mein Mann und ich, alte 68-er, erzogen die Kinder mit „Muttertag? Das ist nur kommerzieller Quatsch“. Ich weiss ein Jahr ging die kleine Tochter in den äusserst gepflegten Nachbarsgarten und pflückte einen grossen Blumenstrauss. Pah, das gab Ärger – von den Nachbarn -. Also, wie heisst es, wie man bettet so liegt man – oder war das jetzt nur aus dem Schwedischen übersetzt? Aber als Trost habe ich von meiner mir „zugeflogenen“ Extra-Tochter wunderbare Blumen bekommen. Alles ist in Ordnung!