Vor den Fahrstühlen steht eine kleine zarte Person mit einem riesigen Rollator und sieht verloren aus. Ich frage ob ich ihr helfen kann und als Antwort bekomme ich, dass sie auf dem Weg zum Kurs für Gedächtnistraining ist und nicht mehr weiss wo der Kurs stattfindet. Ich schicke sie auf den richtigen Weg und denke ob der Kurs wohl hilft?
Gestern waren einige mir – hier auch wohnenden – inzwischen lieb gewordenen Menschen bei mir, um den schwedischen Glühwein zu testen. Sie haben alle überlebt! Aber so im Nachhinein muss ich doch etwas schmunzeln und darüber glücklich sein, dass wir noch nicht ganz Gaga sind (oder vielleicht doch?). Wir haben über Demenz, Tod usw. so viel gelacht weil uns die Themen noch so weit entfernt scheinen – dabei lauern sie um der (die?) Ecke.. Aber noch nicht – wehret den Anfängen!!!!!!
Bild noch einmal Sophie Herken – finde das Bild einfach super! sagt die stolze Mama..
In den letzten Tagen hatten wir zwei Weihnachtsfeier (bei fast 500 Leuten muss aufgeteilt werden). Von Personal rührend und bis zu Selbstaufopferung inszeniert, unser Koch war zur absoluten Höchstform aufgelaufen, er sah auch echt geschafft aus, es glitzerte hier und dort an den Tischen und an der Kleidung – also sehr festlich. Temperatur kurz unter dem Kochpunkt aber was solls? Als Höhepunkt trat ein junges Kammerorchester auf und es fiedelte fleissig aber Kammermusik ist nicht jederfraus Ding – jedenfalls nicht meins. Die einzelne Geige wird solo bearbeitet und eigentlich sind Geigen nur in grösserer Mehrzahl für mich geniessbar. Die Jungmusiker spielten fleissig (ob gut oder schlecht kann ich nicht sagen, bin total unmusikalisch..) und wir sassen andächtig davor und ich dachte daran dass Weihnachten so unterschiedlich gefeiert wird obwohl wir so nahe an einander leben. Hier in Deutschland ist es eine sehr getragene und ernste Veranstaltung, ernst und doch etwas düster. Wir oben im heidnischen Skandinavien wir sind wohl doch etwas düsterbefreiter (oder heidnischer?), der Baum muss mitten im Raum stehen so dass man rings herum tanzen kann und die Tänze und die Lieder sind noch heidnischer. Obwohl wir Stille Nacht auch auf Schwedisch können.. In Deutschland ist es etwas ernstes und die Lieder sind Psalmen die getragen und ernst gesungen werden. Hier ist nix mit Herumgehopse, Lachen etc. Als Höhepunkt sangen wir dann alle Stille Nacht und dann herrschte auch Stille Nacht. Also irgendwie mag ich doch meine heidnische Heimat.. Bild Sophie Herken
Es macht mich doch immer etwas bedrückt, wenn kleine Berge von alten Sachen wie verschlissene, durchgelebte Möbel irgendwo stehen und auf die Abholer warten. Es ist wieder mal so weit. Es wird hier aber nicht über den Tod gesprochen, es ist ein absolutes Tabu-Thema. In der internen Zeitung steht immer wer eingezogen ist, aber über die „weiter“gezogenen steht nix und dabei kann ja jede/r sich ausdenken, dass wenn 9 Leute eingezogen sind müssen wohl auch 9 Leute weitermarschiert sein – ob nach oben oder nach unten – egal. Tod ist hier ein „No-go-Wort“ und der Vorschlag, eine Informationsveranstaltung über die geänderte Gesetzeslage zu veranstalten, fiel leider nicht in gute Erde sondern wurde sofort abgelehnt. Nein, darüber möchte man wirklich nicht sprechen! Iss ja gut, ich weiss was ich wissen möchte und will und wenn die anderen es nicht wollen ist es deren Sache. Wir sehen und oben oder unten – mehr haben wir nicht zu bieten!
Die unermüdlichen Ladies sind dabei unser Haus in das Weihnachtswunderland zu verwandeln. Nein, es ist nicht kitschig, ich mag es, es ist einfach gemütlich. Es finden Vorträge, Essen, Feierlichkeiten etc. statt aber ich glaube ich ziehe meine Brücke hoch und lasse die Feiertag an mir vorbeigehen. Bin mit etwas nicht im Lot oder wie es heisst und im Januar spucken wir wieder in die Hände und schauen ob wir das neue Jahr überleben. Mir fehlen die Weihnachtsfeierlichkeiten mit kleinen Kindern – inzwischen ist es ja wie ein 6:er im Lotto wenn man erraten kann, womit man einem einem jungen Menschen eine Freude machen könnte – ausser Geld und Gutscheine. Aber irgendwie ist nischt mit dem 6:er im Lotto und die selbst gehäkelte Mütze möchte die nächste Generation doch nicht haben. Aber ich erinnere mich an ein zauberhaftes Wesen, das zu mir kam und häkeln lernte und promt eine breite, fette, grelle Krawatten für den Papa machte. Komisch, ich habe nie gesehen, dass er sie getragen hätte.. Und dabei war so viel Blut, Schweiss und Tränen in der Krawatte.. Süsse – nicht der Sieg zählt sondern die Teilnahme! Bild Sophie Herken
Meinst Du ich sollte es auch?? Mein Julchen!! Wünsche Dir schöne Weihnachten!!