Sass in der Bibliothek – weil das der einzige Raum ist, der ein AirCondition hat – und wartete darauf, dass Zeit fürs Mittagessen ist. Neben mir sass eine Frau und ich kann es ja nicht einfach sein lassen, also angequatsch und gefragt, wie lange sie schon hier ist. Ist ein bisschen so wie im Knast, man fragt immer gleich wie lange man schon da ist und anderes als beim Knast weiss man ja nicht wann man mit den Füssen zuerst rauskommt. Jedenfalls, sie war neu, nur einige Wochen und ich fragte die zwangsläufige nächste Frage, wie es ihr so gefiel. Da kam aber Traurigkeit hervor – nein, sie fühle sich so einsam und fühle sich gar nicht wohl. Würde keine Leute kennen. Nach dem Essen ging ich wieder dort vorbei, um zu fragen, ob sie Lust auf eine Tasse Kaffee bei mir hätte und da war sie schon weg. Also das nächste Mal! Ja, es gibt viel Einsamkeit hier aber viele tun sich aber auch so schwer, Kontakte zu knüpfen und man lädt sich sowieso nicht in die eigene Wohnung ein – never ever – sondern man sitzt auf den Sesseln, die strategisch platziert sind, falls man unterwegs zusammenbrechen würde. Versteht man das? Ich nicht..
Vieles versteht man nicht – als ich hier neu war habe ich die Bewohner meines Korridors zum Kennenlernen auf ein Gläschen eingeladen. Von den 8 Parteien kam ein reizendes Paar und erzählte, dass man sowas hier nicht täte, hätte noch niemand getan und sollte auch niemand tun. Basta! Man hätte das unter einander besprochen und fand es höchst befremdlich. Na gut, ich hatte einen netten Abend mit dem Ehepaar, so what..
Auf dem Heimweg vom Mittagessen traf ich meinen kleinen „Onkel“ der mich immer so freundlich und verschmitzt anlächelt. Er ging langsam und gebeugt mit seinem Rollator und als ich ihn überholte und „Hallo rasender Roland“ sagte, strahlte er, richtete sich gerade auf und sagte ,dass ihm meine Kleider so gut gefallen würden. Ach der Süsse! Tut ja gut..
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